Der Zusammenhang von Politik und Kultur im Rom des 2. Jahrhunderts vor Christus am Beispiel des M. Fulvius Nobilior

Nach der Eingliederung Italiens in den römischen Machtbereich in den Jahrzehnten um 300 brachte das darauf folgende Jahrhundert zunächst − in Auseinandersetzung mit den Karthagern − die Expansion der römischen Herrschaft über den westlichen, dann − in Auseinandersetzung mit den Diadochenreichen − über den östlichen Mittelmeerraum. In der Mitte des zweiten vorchristlichen Jahrhunderts war Rom die unumschränkte Herrscherin über die “bewohnte Welt” (Polybios).

Parallel zu dieser rasanten politischen Entwicklung kam es in dieser Periode zu einer Art “kulturellem Take−off” in Rom. Ausgehend von zunächst bescheidenen Anfängen am Beginn des 3. Jahrhunderts entwickelten sich im Bereich der Architektur und der bildenden Künste nach und nach die einzelnen Elemente einer “römischen Repräsentationskunst” (HöLSCHER 1978 und 2001: Beutedenkmäler, Ehrenstatuen, Triumphbögen, Tempelbauten, Grabmäler etc.). Zugleich ist für uns ab der Mitte des 3. Jahrhunderts die Entstehung einer römischen Literatur in den Quellen greifbar. Beginnend mit Livius Andronicus´ Adaption eines griechischen Dramas in lateinischer Sprache, das wohl im Jahre 240 zur Aufführung kam und gemeinhin als Beginn der lateinischen Literatur angesehen wird, werden in den darauf folgenden Jahrzehnten auch die anderen Gattungen für die römische Literatur erschlossen.

Es ist offensichtlich, dass zwischen der politisch−militärischen und der kulturellen Entwicklung ein enger Zusammenhang bestand. Zum einen entwickelten sich in Rom Literatur und Repräsentationskunst sehr stark in Orientierung an sowie in Auseinandersetzung mit den Vorbildern aus dem griechischen Kulturraum. Denn dieser bot seit seiner Eingliederung in den römischen Machtbereich eine unerschöpfliche Material− und Anregungsquelle für kulturelle Entwicklungen jeder Art. Zum anderen waren es vorrangig Angehörige der römischen Führungsschicht, römische Politiker−Feldherren, die als Auftraggeber für Dramen, als bisweilen schonungslose Plünderer mit “Interesse” für griechische Kunstwerke, als Bauherrn öffentlicher Anlagen oder auch als Produzenten von Kultur (Geschichtsschreibung) den Motor und die Speerspitze der kulturellen Entwicklung bildeten.

Ziel des vorliegenden Projektes ist es, in einer Fallstudie am Beispiel des Politiker−Feldherrn und ‘Mäzen’ M. Fulvius Nobilior für die ersten Jahrzehnte des 2. Jahrhunderts der Frage nachzugehen, inwieweit die unterschiedlichen Bereiche von Politik und Kultur einander bedingten und beeinflussten. Im Zentrum der Untersuchung sollen dabei sämtliche (Er−)Zeugnisse von Kulturschaffen im weitesten Sinne stehen, die in Verbindung mit jenem Politiker gebracht werden können und die dessen politische Tätigkeit flankierten. Die Person des Fulvius scheint für dieses Vorhaben besonders geeignet, da für ihn der Einsatz einer vergleichsweise großen Bandbreite verschiedener Medien der Repräsentation bezeugt ist.

In einem ersten Arbeitsschritt sollen zunächst die uns verfügbaren Quellen ausgewertet und ein möglichst differenziertes Bild von der historischen Person des Fulvius und dessen kulturellen Aktivitäten entworfen werden. Anschließend wird der Medieneinsatz seitens Fulvius in Abhängigkeit der von ihm angestrebten politischen Ziele ausführlich untersucht werden. Ein besonderes Augenmerk soll dabei auf der Rezeption und Instrumentalisierung der griechischen Vorbilder seitens der Römer liegen.

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