Bernhard H. F. Taureck:
Ereignis und Metapher, Unterwegs zu einer Erweiterung unseres epistemischen und kulturellen Spektrums

Ein neuer, nicht-aristotelischer Metaphernbegriff erlaubt teilweise – so die These - ein bisher nicht praktizierbares Denken von Übergängen zwischen Ereignisbezügen und Metaphern. Bisher war dieser Übergang nur in einer Richtung möglich, indem reale Ereignisse fiktional bearbeitet wurden, das heißt, indem aus Taten und Tatsachen Mythen, Dramen usw. wurden. Nun ist allgemein bekannt: Was vor kurzem noch als Metapher erschien (nicht-aristotelisch verstanden als unmögliche Verbindung von Verschiedenem) kann in einem postbiologischen Zeitalter Ereignis (eine mögliche Verbindung von Verschiedenem) werden, sofern die Erzeugung von aus Natur und Technik gemischten Lebewesen und von immer intelligenteren Rechnern angestrebt wird. Gentechnische «Algenie» löst «Alchemie» ab, die zur Metapher wird. Dabei war die Alchemie in ihrem Selbstverständnis Ereignisbezug, nicht etwa Metapher. Was Ereignis war, wird bloße Metapher (so in der Alchemie), und was bloße Metapher ist, bewegt sich dahin, Ereignis zu werden (Algenie). Wenn dies zutrifft, dann stehen wir vor einer grundsätzlichen Erweiterung des epistemischen Spektrums unserer gesamten Kultur. Auf sie sind wir konzeptuell noch nicht geeignet vorbereitet. Eine philosophisch-kritische Ikonologie bildet lediglich einen notwendigen Schritt in diese Richtung.
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