Frank Ruda:
Namen für kommunistische Invarianten: zwischen Politik des Eigennamens und Namenlosigkeit

Jedes politische Ereignis – dies scheint in gleichem Maße für künstlerische und wissenschaftliche Ereignisse zu gelten - ist nach Badiou angeschlossen an eine Genese von Eigennamen: eine Genese sowohl kollektiver Namen (Pariser Kommune, Russische Revolution) als auch individueller Namen (Robespierre, Lenin). Diese Eigennamen verbinden die Singularität und spezifische Lokalität einer Wahrheits-Sequenz mit einer globalen, universalen Dimension. Innerhalb der Bedingung der Politik erscheint nun derart das Fehlen der Eigennamen immer auf eine innerhalb der Politik manifest werdende Schwierigkeit hinzuweisen, die den universalen Anspruch dieser selbst betrifft. So lässt sich Alain Badious zeitdiagnostische Bemerkung, dass für heute gelte: „there is no world world simply because the majority of the planet´s inhabitants today do not even receive the gift of a name, of a simple name. […] ´Excluded´ is the sole name for those who have no name […]” , als Absenz einer wahrhaft universalen Dimension innerhalb der Politik verstehen. Das Fehlen eines Namens stellt die Frage nach dem Ausgang aus der Namenlosigkeit und nach den Möglichkeiten der Erfindung neuer Namen als Frage nach der Möglichkeit der Verknüpfung von Singularität und Universalität. Der frühe Alain Badiou hat bereits darauf hingewiesen, dass die Universalität jedes politischen Ereignisses emanzipatorischer Prägung „kommunistische Invarianten“ in je spezifischer Form aktualisiert und derart etwas in einer historischen Situation als nicht existent Erscheinendes als existent erscheinen zu lassen vermag. Die Aktualisierung kommunistischer Invarianten bedarf derart neuer Namen, sie ist angeschlossen an die Erfindung von Namen für das, was in einer Situation inexistent, namenlos ist. Ein entscheidendes Paradigma einer solchen Aktualisierung lässt sich im Marxschen Namen „Proletariat“ erkennen. Der Vortrag möchte nun die Frage nach den Möglichkeiten des Ausgangs aus der Namenlosigkeit an diesem paradigmatischen Fall nachgehen, um vor allem im Verhältnis von Hegel zu Marx dessen, vielleicht nicht nur historisch bereits abgegoltene, Möglichkeit genauer in den Blick nehmen zu können.
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