Gernot Kamecke:
Die Institution nach Castoriadis und das Ereignis nach Badiou. Eine erzwungene Relation?

Als eine der Säulen der Analyse institutioneller Mechanismen, die in einer historischen Perspektive nach den spezifischen institutionellen Stabilisierungsleistungen in der symbolischen Darstellung von Ordnungsprinzipien fragt, steht Castoriadis’ ontologische Theorie der Vergesellschaftung als „imaginäre Institution“. Von diesem Begriff ausgehend soll ein Problem diskutiert werden, das sowohl die Dresdener als auch schon die Göttinger Forschungsverbünde in ihren Arbeiten zum Institutionsbegriff verschiedentlich tangiert hat, nämlich die Frage nach der (theoretischen, epistemologischen) Ordnung der Symbolizität selbst. Wenn Institutionen soziale Ordnungen stabilisieren, indem sie deren Ordnungsprinzipien symbolisch repräsentieren, ist dann der Erfolg einer solchen Darstellung bloß faktisch, anhand der historischen Analyse empirisch beobachteter Verstetigungen fassbar oder können die sozialen Ordnungen auch logisch auf bestimmte Gesetzmäßigkeiten der Abbildungsverhältnisse zurückgeführt werden? Castoriadis führt in seiner Dialektik des „Gesellschaftlich-Geschichtlichen“ als einer Interdependenz von radikal imaginären Bedeutungen und mengen- bzw. identitätslogischen Symbolen beide Perspektiven systematisch zusammen. Die größte Herausforderung für die Institution bleibt aber auch in dieser (sich verstetigenden) Theorie der Begriff des Ereignisses, der nicht formalisierbar zu sein scheint. An diesem Punkt setzen Alain Badious Thesen zur Wahrheit der Ereignisse an.
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